Eine Kurzanalyse der Aufstellungsversammlung in Sachsen (#blasn)

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Da die Eindrücke noch frisch sind, möchte ich schnell noch ein paar Worte niederschreiben, vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen.
Gestern fand die sächsische Aufstellungsversammlung zur Liste für die Bundestagwahl 2013 statt. Ich kann es kurz sagen, ich bin von dem Ergebnis überwältigt. Ich kann es aber auch etwas länger sagen. 😉

Ich hatte mir schon im Vorfeld ein paar Streaming-Aufzeichnungen angesehen und war auch in einem der Mumblegrillen. Um das rundum-Sorglospaket mitzunehmen fehlte mir leider die Zeit. Von daher hatte ich natürlich ein paar Lieblingskandidaten, war jedoch auch bei einigen Personen auf ihre Vorstellung gespannt. Ich möchte jetzt nicht über jede Person etwas schreiben, auch wenn sicherlich jeder gern wüsste warum wer seine Stimmen so oder so verteilt hat. Aber ich möchte gern etwas zu ein paar ausgewählten Kandidaten schreiben.
Gleich unter den ersten Vorstellungen war Carolin Mahn-Gauseweg. Auf ihre Vorstellung war ich besonders gespannt, da ich sie bereits von der aktiven Erarbeitung unserer Inhalte im Bereich Bauen & Verkehr kannte. Ich hatte auch schon zusammen mit ihr den Schulterschlussantrag Umwelt & Verbraucherschutz für unser Bundestagswahlprogramm auf der Antragskonferenz in Chemnitz vorgestellt und mich zusammen mit ihr über die sehr positive Annahme in Bochum gefreut. Es ist deshalb wohl auch leicht nachzuvollziehen, dass ich nach ihrer sachlichen aber auch spürbar mit Leidschaft vorgetragenen Vorstellung restlos überzeugt war, dass sie für mich auf die vorderen Plätze und damit hoffentlich auch in den Bundestag gehört. Wer das Ergebnis von gestern noch nicht kennt, die Caro ist auf Platz 2 der Liste gelandet und wäre damit bei Erreichen der 5%-Hürde sicher im Bundestag. Ich schreibe am Ende noch kurz was zum Wahlverfahren.

Kurze Zeit später kam einer meiner anderen Topkandidaten. Wer Mark Neis kennt, weiß dass er einer derjenigen ist, die sich besonders stark in den Kernthemen engagieren. Ich habe ihn immer als jemand mit großem Sachverstand kennengelernt, für den es keine Hürde darstellt z.B. bei INDECT selbst mal ins 7. Rahmenprogramm der EU zu schauen. Ich weiß auch dass Mark keine Probleme hat Inhalte vor einem größeren Publikum vorzutragen, umso mehr war ich von seiner doch recht, wie soll ich sagen, „minimalen“ Vorstellung überrascht. Ich gehe davon aus, dass er mal wieder seine Zeit vor der AV in Orgakram gesteckt hat, also Aufbau der Technik und so weiter. Ich schätze Menschen sehr, die sich für andere aufopfern, und Dinge möglich machen, aber in diesem Moment hätte ich mir gewünscht, dass er etwas egoistischer gewesen wäre. Ich meine damit keine bis ins Detail aalglatte Rede, wie wir sie gestern leider auch von einigen Kandidaten hören mussten, sondern einfach eine etwas bessere Vorbereitung, so dass jeder sieht, ah der kann größere Menschenansammlungen überzeugen. Denn genau das muss man nun mal als Berufspolitiker tun, zumindest solange bis das auch alles elektronisch funktioniert. Mark landete trotzdem auf einem guten dritten Platz, der eventuell mit Überhang- und Ausgleichsmandaten noch bei 5% ausreichen könnte. Aber so haben wir auch einen Grund noch stärker daran zu arbeiten ein ausreichendes Polster über 5% zu erreichen. Vielleicht mag ja mal jemand eine entsprechende Analyse, ausgehend von der letzten BTW erstellen?

Mein dritter Wunschkandidat war Sebastian Harmel, der gleich mal eine phänomenale Vorstellung hinlegte. Sebastian ist für mich genau der Typ Mensch, der unbedingt in eine politische Verantwortung gehört. Als Bundeswehroffizier, der nicht nur überzeichnete Medienberichte über Afghanistan kennt, sondern auch selbst direkte Verantwortung über das Leben von Menschen übernommen hat und erleben musste, wie es Kindern die Beine abtrennt, und wie das Wirken der eigenen „Männer“ vor Ort ist, weiß er deutlich besser wovon er spricht, als viele der Schönwetterbesucher unserer derzeitigen Politik. Schön, dass ihn solche Vorfälle nicht haben kalt oder gar resigniert werden lassen, sondern ihn umso mehr dazu treiben, Zustände zu verbessern, und das auch ohne militärischen Holzhammer, sondern mit klarem Verstand und zivilen Methoden deren Wirken er mit eigenen Augen sehen konnte. Sebastian landete auf unserem Platz 1 und wird uns als Spitzenkandidat in den Bundestag führen. Als Führungsperson hat er ja Erfahrung, ich hoffe er tritt uns in den Po, wenn wir mal resignieren oder übermütig werden.

Eine weitere phänomenale Vorstellung lieferte Florian Bokor. Wer mich ein wenig kennt, weiß dass ich mir mit ihm und auch Klaus, zu dem ich gleich noch etwas schreibe diverse epische Schlachten auf Mailinglisten lieferte. Nichtdestotrotz halte ich ihn für einen sehr guten Kandidaten, der bis auf kleinere (für mich dennoch nicht so unwichtige ;-)) Dinge, gute Positionen vertritt und diese auch sehr gut artikulieren kann. Florian ist (aus meiner Sicht) im Gegensatz zu den ersten drei eher ein Generalist, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass er auch in manchen Themen tief drin steckt, dafür kenne ich ihn noch nicht ausreichend. Er landete auf dem vierten Platz und hat damit, wenn wir einen guten Wahlkampf liefern, auch realistische Chancen auf den Einzug in den Bundestag.

Da ich die Artikellänge nicht sprengen möchte, kürze ich jetzt etwas ab. Wie bereits erwähnt, sind Klaus Peukert und ich nicht gerade selten aneinander geraten, trotzdem ist Klaus einer derjenigen, die wirklich etwas in dieser Partei bewegen. Einer seiner zweifellos größten Verdienste: das in die Hand nehmen der Bundes-LQFB-Instanz, so dass die meisten (mit korrekten Daten bei ihren Landes-GenSeks) auch einen LQFB-Account haben und sich diesem Werkzeug bedienen können. Wer mich kennt weiß, dass ich selbst ein starker Verfechter einer ständigen (Online)Mitgliederversammlung bin, und darin einen sehr wesentlichen Baustein unserer zukünftigen Demokratie sehe, in der sich als Zielvorstellung einfach jeder mit sehr geringen Hürden einbringen kann. Klaus ist jemand der genau in diese Richtung etwas bewegen möchte, und deshalb hätte ich ihn auch gern weit vorn auf der Liste gesehen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, erreichte er Platz 8 von (ich glaube) 23 Kandidaten. Es ist zwar ein Platz der ein Grundvertrauen zeigt, aber leider keiner der vorderen Plätze. Es wird aber auch nicht die letzte BTW und mit etwas mehr aktiver Teilnahme an (Programm)Parteitagen (in Sachsen) und einer ich nenne es mal netteren Kommunikationsweise 😉 , ist da noch viel Potential, was es abzuschöpfen gilt.

Abschließend noch ein paar Worte zum Wahlverfahren. Das Verfahren sah vor, auf einer Liste bei jedem Kandidaten ja/nein anzukreuzen und bei dem „ja-Feld“ noch zu gewichten (von 0-6). Die Auswertung von ja/nein entschied darüber, ob ein Kandidat auf die Liste kam oder nicht. Die Gewichtung entschied darüber, auf welchen Platz ein auf die Liste gewählter Kandidat landete. Ich weiß nicht ob es schon mal ein anderer Landesverband geschaffte, an einem Tag eine komplette Landesliste mit 14 Kandidaten in einem Wahlgang zu erreichen. Eins ist denke ich klar, wir haben uns definitiv für das richtige Verfahren entschieden. Taktische Wähler hatten soweit man es sehen kann, kaum eine Chance irgendetwas zu bewirken und die Mitglieder haben insgesamt genug Stimmen abgegeben, sodass wir auch ausreichend Kandidaten bekommen haben. Die Reaktionen (anhaltende Standing Ovation) bei Bekanntgabe der Ergebnisse haben sehr deutlich gezeigt, dass die Ergebnisse eindeutig den Willen der Mitglieder wiederspiegeln. Beim nächsten Mal sollten allerdings mehr Wahlhelfer eingesetzt werden, dann brauchen wir auch nicht >3h auf das Ergebnis zu warten. 😉